Gestern feierte der Heimatverein Tengern-Huchzen das erste Fest an der neuen Friedenslinde auf der Wiese an der Grundschule. Gleichzeitig wurde damit auch die Acryltafel eingeweiht, die nun Auskunft über Entstehung und Hintergründe zur 8 Jahre jungen Silberlinde und ihrem Vorgänger, der „Friedenseiche“ preisgibt.
In seiner Festrede verlas Horst Jording, 1. Vorsitzender, den Auszug aus der Kirchen- bzw. Schulchronik die Entstehungsgeschichte: Ein ortsgeschichtliches Denkmal wurde 1913 an der Südost-Seite des ehemaligen Schul- und Bethauses gepflanzt. Eine Eiche. „Im Herbst 1913 gedachten wir der Befreiung unseres Vaterlandes“, heißt es im zeitgeschichtlichen Dokument. So pflanzte Superintendent Karl Kuhlo, Urgroßvater des heutigen Pfarrers Christoph Ovesiek, zusammen mit „alten Kriegern von 1864, 1866, 1870/71 und einigen Schulknaben“ die Eiche „zur Erinnerung an die große, erhebliche Zeit vor 100 Jahren.“ Die bittere Ironie, fügte Jording hinzu, sei, dass knapp ein Jahr später der 1. Weltkrieg ausbrach.
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. So ging im Jahr 1913 zwar nicht die Welt unter, aber in Tengern wurde dennoch ein ganz besonderer Baum gepflanzt. Die Friedenseiche.100 Jahre lang stand sie am ehemaligen Schul- und Bethaus. Hoch gewachsen und mit einem stattlichen Umfang. Im Jahr 2013 fand dieses 100 Jahre alte Friedenssymbol einen langsamen Tod. Ein Jahr später wurde die Eiche dann gefällt.
Am 18. Oktober 2013 pflanzte daraufhin der Heimatverein Tengern-Huchzen mit Unterstützung der Grundschüler ein neues Bäumchen. Aus der Friedenseiche wurde eine Friedenslinde. Sie steht nun auf dem Schulgelände und erinnert an die Geschichte.
Im Oktober 2013 entdeckten dann Mitglieder des Heimatverein, dass diese Friedenseiche so angesägt wurde, dass ihre Saftbahn gekappt und damit zum langsamen Tod führte. Ein Jahr später musste die Friedenseiche gefällt werden. „Damit wir uns aber auch in der Zukunft daran erinnern, haben wir zusammen mit den Grundschülern sofort im Oktober einen neuen Baum gepflanzt: eine Silberlinde.“ Jetzt habe der Vorstand überlegt, wie es weitergehen könnte und so sei man zum Entschluss gekommen, 70 Jahre Frieden in Deutschland an der neuen Friedenslinde zu feiern.
Auch Pfarrer Christoph Ovesiek knüpfte am Friedensgedanken an: „Wir feiern heute alles Mögliche – auch seltsames Zeug.“ 70 Jahre Frieden seien aber Grund genug, denn das habe es so wohl noch nicht gegeben. „Wir können Gott bitten und darum beten, dass es so bleibt.“, verkündete er auch schon morgens in der Kirche beim Gottesdienst.
Wenn er an den Namen Friedenseiche denke, stünde die deutsche Eiche immer als groß und standfest da. Eigentlich höre sich Linde doch viel besser an und erläuterte die Bedeutung des Wortes: „Das hat etwas von ´Lindern`, ´gelinge´ und Lindigkeit. Die Lindigkeit, ein Wort, das heute gar nicht mehr benutzt würde, fände in der Bibel im Philipper 4, 5 Erwähnung: „Und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen! Der HERR ist nahe!“ Und deshalb habe die Linde etwas von Wohlwollen, Sanftmut, Zuwendung und Zärtlichkeit. Den Bezug zum jetzigen Baum leitete Ovesiek daher ab, dass das Holz der Linde langfaserig sei und etwas nachgeben würde. „Daher wurde es früher auch als Schild zum Schutz verwendet. Das hat also etwas Defensives und nichts von Angriffswaffe!“ Also sei die jetzige Friedenslinde in sich schon das Programm, denn „Schutz brauchen wir alle.“ So wünschte er den Gästen und allen Menschen, niemals angreifen zu müssen. Fröhlich feierten zum Ende des Frühschoppens gut 40 Bürgerinnen und Bürger das neue Friedenssymbol. Dem Wunsch der anwesenden Tengeraner, dass nun jedes Jahr an der Friedenslinde gefeiert werden solle, konnten die Mitglieder des Heimatvereins noch nicht abschließend entsprechen. „Wir werden uns noch was überlegen.“, blickte Jording zuversichtlich in die Zukunft.